Dienstag, 17. Februar 2015

Maroc en moto

24.10.2014 - Tag 1 - Malaga - Tanger

Nun also ist die ver"wegner"te Motorradtour durch Marokko. Vor über einem Jahr gebucht, ein neues Motorrad gekauft, geplant, täglich gefreut und jetzt ist es wirklich soweit!
Früh um 3:00 geht es aus den Federn, zum Flieger über München nach Malaga.
Die Vorabinformation vom Organisator und sie sonstige Kommunikation am Flughafen DUS sind spärlich bis wortfaul.
Immerhin verläuft der Transport meiner BMW und der zwei Gepäckrollen von Tübingen zum Veranstalter durch eine  zwischengeschaltete Spedition gerade zufriedenstellend. Ob wirklich alles in Malaga ankommt, wird sich dann zeigen.
Nach der wahrscheinlich allerersten Landung des Airbus durch den jungspundigen Copiloten, bei schönstem Wetter bin ich froh, dass die Landebahn wohl doch lang genug ist, bis endlich alle 3 Fahrwerke festen Boden unter den Gummis haben und diesen Kontakt auch konstant halten. Ich hätte gern diese Landung von aussen gesehen, von innen gefühlt war es die bislang schlimmste Landung, die ich erlebt habe. Totaler Anfänger am Steuer und das bei schönstem Flugwetter!

Kaum aus dem Flieger gestiegen bewegt sich der Tross der Mitreisenden per Pedes zu den Motorrädern.


 Alles wirkt improvisiert und unwirklich, aber nach 20 Minuten Fussmarsch bei schönen 26°C stehen sie alle sauber aufgereiht neben dem Truck.


 Dann geht alles ganz schnell: Übernahme der Dokumente, kurze Einweisung, Umziehen, Tanken und LOS

Zündschlüssel drehen, Startknopf drücken.
An Spaniens Küste entlang mit Ziel Tarifa. Die 16:00 Fähre muss erreicht werden. Plätze waren für dieses Schiff gebucht, kein anderes, also Gashand auf, Motor schub!

Komisch, denke ich, auf einmal der Geruch von Meer, Mittelmeer-Vegetation lässt mich gedanklich sofort an meine Südfrankreich Urlaube denken, ein breites Grinsen stellt sich unter meinem Helm ein, dass ich bis zum Rückflug wohl nicht mehr ablegen werde. Tief durchatmen, diese unglaublich tolle Luft, die Gerüche, trotz Autobahnhetze ist das alleine schon der Startschuss im Kopf für den Urlaub.


Immer wieder lugt das Mittelmeer neben der Autobahn hervor, das schnelle Tempo, dass der Guide vorgibt und nicht den Verkehrsschildern am Rand entspricht, ist noch ungewohnt und dann auf einmal: Gibraltar, große Containerschiffe auf Reede, kurz darauf Tarifa.
Voller Adrenalin und Ungläubigkeit, dass ich auf meiner eigenen Maschine Richtung Marokko fahre, gelingt mir im Übermut mein erster (ungewollter) Wheelie an einem Zebrastreifen. Ich komme mir vor wie der Airbuspilot und bin froh, als das Vorderrad wieder fest auf der Strasse klebt.

Oh Mann! All diese Hektik, wir sind viel zu früh dran.
Was zu trinken wäre geil. Hat aber keiner vorher gesagt, dass dies teilweise ein Selbstversorgertrip wird. Schön schön, dann eben den Getränkeautomat am Hafen mit 2,- Euro gefüttert und eine eiskalte Buddel Wasser in der Hand.
Warten, Warten, Warten....ah, richtig. Ich erinnere mich an einen Satz aus einem der vielen Bücher, die ich vorab gelesen hatte:
Wir Europäer haben die Uhr, die Marokkaner die Zeit.


Stimmt. Die Jetfähre kommt spät, füllt ihren Bauch mit Ladung und schaukelt los Richtung Tanger.
Die erste Warteschlange für die Zollformalitäten in der Fähre beginnt und...hey, wo kommen alle diese Asiaten her??
Aus Südkorea! Neugierig werden wir in unsere Monturen beäugt, dann bricht das Eis. Einer von denen fährt selbst BMW und man kommt nett ins Gespräch.
Ich geniesse Wellen, Wind, andere werden Seekrank.
Die Jetfähre gibt alles, vorbeifahrende Frachter scheinen auf dem Wasser zu stehen.
Das einzige was spuckt, ist die Fähre: in Tanger alle aus ihrem Bauch.




Das entladen geht schnell, die Fomalitäten weniger:
Die ersten echten Bürokratiehürden beginnen. Man liest ja viel und erwartet alles.
Gut, dass ich schonmal in Marokko war, somit habe ich schon meine persönliche Registriernummer in meinem Pass.
Erste Emotionen kochen bei besonders einem Mitreisenden hoch - er wird uns die gesamte Reise über immer wieder mit kruden, engstirnigen Vorstellung seiner gartenlaubigen Weltordnung den Kopf schütteln lassen.
Irgendwie hat er nicht verstanden, dass wir nicht bei ihm im Hobbykeller sind.
Die Umgebung, die ganzen Fremden, die unleserliche Schrift, die vielen Formulare...all das scheint ihn einfach zu überfordern.





Doch, irgendwann öffnet sich die Grenze und wie eine Horde Kühe, die einen sehr langen Winter im Stall eingesperrt waren und nun auf die Weide dürfen, heizen alle ohne Sinn und Verstand über alle Kreuzungen und roten Ampeln dem Anführer hinterher.
Ein Tross von 33 Maschinen bretzelt losgelöst uns undiszipliniert los.
Zum Glück ist das Hotel nicht weit weg vom Hafen und alle kommen unbeschadet an.

Hat eigentlich jemand Dirham in der Tasche?
Nein?
Wie auch, man kann nur in Marokko umtauschen! So muss der Laufbursche des Portiers mit Unsummen Bargeld zur Wechselstube um die Ecke flitzen - und bei 35 Mitreisenden, muss er das mehr als einmal, bis die Bargeldreserven erschöpft sind. Nachschub gibt es erst am Morgen.
Abendessen einnehmen, sofern man es sieht. Denn der Speisesaal scheint im Energiesparmodus beleuchtet zu sein, aber man wird satt.
Jetzt gilt's:

Peal it, cook it, boil it or leave it!

Diese eiserne Faustregel brennt sich bei jedem Essensangebot in mein Hirn und es lohnt sich.

Ab in die Falle - Tanger schläft nicht!
Laut, Mofas ohne Auspuff, Verkehr, Samstagabendpartyjugendgeschrei...erst Stöpsel in den Ohren bringen den Schlaf.


...wird fortgesetzt...



Vogesentour - Mai 2014




 Los geht's.

Premiere.

Bislang bin ich immer alleine gefahren, aber jetzt wurde ich eingeladen mit einer Gruppe durch die Vogesen zu fahren.
Die Anfahrt durch heftige Regenschauer quer durch den Schwarzwald war auch keine schöne Erfahrung. Umdrehen ging nicht, denn wir waren im Elsass verabredet und so galt es, Laune behalten, Heizgriffe an und weiter, immer weiter. Zum Glück hatte ich mein altes Smartphone mit Navisoftware wasserdicht verpackt am Lenker und liess mich Richtung Ziel manövrieren...dachte ich.
Die Ortschaften, die ich als Wegpunkte angegeben hatte, wurden von Navi erst als abgefahren registriert, wenn man die Ortsmitte (und die liegt bei (m)einem Navigationsgerät irgendwo mitten in einer Ortschaft, an der man meisst nicht hinfahren kann) passiert hat, sonst führt die Software unweigerlich zurück. Bis ich das gerafft hatte, durchfuhr ich also ein paar Käffer und fragte mich, wo das noch enden sollte.

Es endetet gut. Der Regen blieb und treu und gelegentlich schaute die Sonne irgendwo vorbei - aber verschwand dann lieber in wärmeren Gefilden...
Aber das Fahren in der Gruppe war für mich eine weitere -gute- Lektion. Bislang fuhr ich immer lange Distanzen ohne Pause. Ein Fehler.
0°C auf dem Grand Ballon. Kalt ist es nur im Kopf.

Gut zu wissen, dass ich nicht der einzige mit Naviproblemen war. Typisch Garmin und Motorradeinstellung "schöne/kurvige Strecke" führt es einen im urbanen Raum in die schönsten Industriegebiete...

Trotzdem war es eine schöne Tour mit tollen Leuten!


Was Motorradfahren für mich so einzigartig macht

Von A nach B fahren kann ich auch mit dem Auto.

Fahre ich die Strecke mit dem Motorrad, dann fahre ich über C nach D, vorbei an E, durch F, durch G und so weiter. Das ganze natürlich über kurvige Strassen und zumeisst ohne Navigation.
Ich fahre und biege spontan an einer Kreuzung ab, ohne zu wissen wo ich lande.
Zumeist fahre ich einfach drauflos, dann irgendwann orientiere ich mich auf der Karte wo ich eigentlich bin und mache mich auf den Rückweg.
So habe ich schon tolle Gegenden, Ausblicke und Landschaften direkt vor der Haustüre entdeckt, die ich mit dem Auto so nie erfahren hätte. 






Zusätzlich spürst Du auf dem Motorrad direkt das Wetter, nimmst die Gerüche direkt wahr und hörst die Geräusche der Umwelt.


Und selbst die kleine Feierabendrunde unter der Woche, lässt schnell den Alltag vergessen.


Reise, reise!

Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur,
Darum, Mensch, sei zeitig weise!
Höchste Zeit ist's! Reise, reise!
 Wilhelm Busch 

Da hat der Wilhelm einfach mal den Nagel auf den Kopf getroffen.

Die Pegaso wurde also optimiert. Kein Motorrad ist jemals fertig. Es fehlen immer Teile. 
Bei der Pegaso waren es ganz klar die richtigen Koffer. Die ab Serie mitgelieferten Köfferchen eigneten sich eher für einen italienischen Advokaten, der seine Akten von daheim in die Kanzlei schaukeln wollte. Zumindest konnte ich mir, zuerst in der Phantasie, auf den eleganten Linien der Pegaso durchaus vorstellen, dass man auch im Anzug mit Krawatte auf ihr eine gute Figur machen würde - was sich übrigens im Examen bewahrheitete.

Nun die Koffer mussten weg, richtige Alukoffer her und schon bekam die "Peg" ein wenig mehr Abendteuerflair und robusteres Aussehen. 


Die ersten Ausfahrten führten, meisst nach Feierabend oder am Wochenende in den nahegelegenen Schwarzwald,

 an den Bodensee und angrenzenden Bregenzer Wald.


Ein wenig Allgäu - so zum Fahrtechnik lernen perfekt.



Gleich in der ersten Saison also 8000km runtergespult. Ein wenig Regenerfahrungen gesammelt....und dann waren da noch die Urlaubspläne für die richtige erste, große Tour.

Ich plante also, mangels bekannter Motorradfreunde eine Tour durch die Alpen. Es sollte über die Silvretta Hochalpenstrasse Richtung Umbrailpass, Stilfserjoch, irgendwie durch Südtirol und über das Timmelsjoch wieder zurückführen.

Jedoch war der Sommer 2013 nicht im Zeichen der ungetrübten Motorradfreude, zeigte sich der Himmel just im geplanten Zeitfenster betrübt und regnerisch.
Kurz vor Ablauf der Urlaubstage kam dann doch noch ein wenig Sonne und ich konnte wenigstens kurz in die Alpen schnuppern, aber war weit von meiner Tour entfernt.





Die Anfänge und wie ich zum Motorradfahren kam.

1983 - how it all began.

Früh schon musste mir das Motorrad-Virus ins Blut gelangt sein.
Sobald ich bei meiner Verwandtschaft zu Besuch war, zog ich den Helm aus der Kiste und mir auf die Rübe.
Fasziniert von den Kratzern und Matschkadavern der Fliegen, erzählte das Visier schon eine Geschichte einer ganz anderen Welt. Diese Welt sollte sich mir erst knapp 30 Jahre später eröffnen.

Die nächsten zehn Jahre waren dann also dem Fahrradtuning gewidmet. Wir klemmten Spielkarten in die Felgen um damit Auspuffgeräusche zu imitieren. Klappte aber nie so ganz.

Dann bekam ich mit knapp 16 mein erstes eigenes Mokick: eine Honda CB50J.


Mein Onkel schenkte sie mir, denn bei seinem Eigenheimkauf stand das Objekt der Unbegierde in der Garage und seine Kinder wollten es nicht.
Ich durfte also den 50er Schein machen und knatterte fortan mit der Honda zur Schule. Gerüchten zufolge wurde ich, dank eines nie flickbaren Lochs im Auspuff schon lange vor meiner Ankunft zumindest akustisch angekündigt.
Mangels Schrauberkumpels liess sich an der Honda auch nicht viel Tunen. Sie war ein Viertakter und damit ausserhalb der möglichen Tuningweisheiten, der lediglich Zweitaktgemisch-Verbrenner-Schulkollegen.
Und das waren die einzigen Erweiterungshorizonte in diesem Bereich, Handy oder Internet zur Recherche gab es nicht.
Das Wissen der Weisen wurde nur von Mund zu Ohr weitergegeben und war in diesen Breitengraden eher bescheiden.

Zu Zivildienstzeiten konnte ich mir dann von meinem ersten Gehalt eine heiss ersehnte Vespa (PK50XL, Baujahr 1988)  kaufen. Kurz darauf kaufte ich eine Zweite und trennte mich von der Ersten wieder. Der Grund war einfach, die zweite Vespa (PK50S, Baujahr 1984) war älter, hatte mehr Chrom, keine Plastikteile und dadurch mehr Charme als die Jüngere. Dafür musste ich aber auch ein Jahr lang eine Dame in der Nachbarschaft immer wieder fragen, ob sie denn nicht ihre Tochter dazu überreden könne, ihre Vespa zu verkaufen. So hatte sie in der Garage lediglich eine Aufgabe als Obstkistenablage dienlich zu sein und von diesem Schicksal musste ich das arme Ding befreien.
Eines schönen Tages also wurde sie an mich verkauft.




Erst im Jahr 2011 lies mich das Schicksal die glückliche Fügung spüren, den grossen Motorradführerschein zu machen.
Meine Führerscheinprüfung verbrachte ich übrigens in einer Bäckerei, da der Prüfer ausreichend bei den vorherigen Pflichtübungen von meiner Fahreignung überzeugt war, dass er lieber den Geschichten des Fahrlehrers bei einer heissen Tasse Kaffee lauschen wollte, denn mir hinterherzufahren.

So musste also schnell ein Motorrad gefunden werden. Aber das studentisches Budget war schmal, sehr schmal. Trotzdem fand ich eine Maschine, die meiner Größe und meinen Vorstellungen gerecht wurde.
Eine Aprilia Pegaso (ML, Garda, Baujahr 2000).



Dieses wirklich schöne Maschine ist eher bekannt als BMW F650GS, in der ersten Version mit dem Einzylinder Rotax Motor. BMW liess die F650 im selben Werk von Aprilia nahezu baugleich (ausser der Verkleidung) fertigen. Nur hat die Aprilia den Sprung nördlich der Alpen kaum geschafft und daher nur eine kleine Fangemeinde in Deutschland. Dementsprechend günstig war sie zu kaufen. Eine vergleichbare BMW kostete locker das 3-fache.


Ich saß also im Sattel und fing an eigene Kratzer und Insekten auf dem Visier zu sammeln.

Als ich dann im Herbst 2013 die Anfrage für die Marokkotour bekam, wurde mir klar, dass dafür nicht die "Peg" infrage kam.
Eigentlich war sie ein zuverlässiges Motorrad, aber sie hatte als Einzylinder Temperaturprobleme und schmiss schon bei gemässigten Temperaturen an der Ampel ihren Lüfter an.
Ich hatte einfach kein gutes Gefühl in Marokko mit so einer Maschine unterwegs zu sein und wegen etwaiger Temperaturprobleme liegen zu bleiben. Immerhin war sie schon 13 Jahre alt, zwar gut in Schuss, aber ich wollte Sorgenfrei reisen.

So kam es, dass die "Peg" durch eine BMW (F800 GS Baujahr 2010) ersetzt wurde.



Die BMW hatte alles, was ich mir von einem Motorrad wünschte, Leistung, Gewicht, Größe, Ausstattung. Perfekt.